A. Michelle G. Craske:
Kognitive Verhaltenstherapie
Fachbuch, Reinhardt, 2012

4 Der therapeutische Prozess

Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) besteht – und das ist ihr Merkmal – aus mehreren Komponenten. Die Behandlung beginnt meist mit einer funktionalen Analyse, zum einen, um Art und Umfang der problematischen Verhaltensweisen, Emotionen und Kognitionen zu erfassen, zum anderen, um zu ermitteln, in welcher Beziehung sie zueinander stehen, und Faktoren zu identifizieren, die ein bestimmtes Problem möglicherweise auslösen, beeinflussen oder verstärken. Dabei geht es auch um die vorausgehenden Ereignisse und Konsequenzen des Verhaltens, um die Frage, welche Reize kognitive, emotionale und behaviorale konditionierte Reaktionen (CRs) auslösen und die Frage, welche Kognitionen zu welchen Emotionen oder Verhaltensweisen beitragen. Die Auswirkungen der Umgebung und des kulturellen Kontexts auf diese Beziehungen werden ebenfalls evaluiert. Selbstbeobachtung hilft, die funktionale Analyse zu verfeinern, sie trägt zur Entwicklung einer Expertenperspektive bei (die Person soll lernen, ihre Reaktionen objektiv zu beobachten, also zum Experten/ zur Expertin in eigener Sache werden) und fördert das Gewahrwerden des Zusammenspiels von Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen in bestimmten Kontexten. Die funktionale Analyse bestimmt dann die Wahl des therapeutischen Ansatzes. Ziel der behavioralen Strategien ist es, erwünschtes Verhalten zu steigern und unerwünschtes zu verringern, was durch Kontrolle der vorausgehenden Ereignisse, Veränderung der Verstärkungsmuster, das Erlernen von Fertigkeiten oder durch konfrontationsbasierte Verfahren zur Abschwächung erlernter Assoziationen geschieht. Kognitive Strategien werden eingesetzt, um dysfunktionale Einstellungen und Annahmen zu identifizieren und mit Hilfe des logischen Empirismus, der Disputation oder durch Verhaltensexperimente zu hinterfragen.