Madrean Schober/Fadwa Affara: Advanced Nursing Practice; Hans Huber Verlag Bern, 2008

S. 48

 

Advanced Nursing Practice: ein globales Bild

Im Jahr 2000 führte der ICN eine erste Erhebung über Nurse Practitioner/Advan-ced Practice Nurses-Rollen durch. Damals war dem ICN zwar bekannt, dass die erweiterte berufliche Rolle in den Vereinigten Staaten und zunehmend in Australien, Kanada, Neuseeland und Großbritannien Fuß gefasst hatte, während er über die Entwicklungen im «Rest der Welt» kaum etwas wusste. Der ICN befragte daraufhin seine 120 Mitglieder, die nationalen Berufsverbände für Pflegeberufe (National Nurses' Associations, NNA), und bat all diejenigen um Antwort, die 1999 in London an der Internationalen ICN Konferenz, und dort an der Sitzung zur Advanced Nursing Practice, sowie an der Internationalen Nurse Practitioner Konferenz im Jahr darauf teilgenommen hatten. Die Resultate dieser Erhebung lagen im Jahr 2000 vor, rechtzeitig zur 8. Internationalen Konferenz der Nurse Practitioners in San Diego, wo das International Nurse Practitioner/Advanced Practice Nursing Network (INP/APNN) des ICN gegründet wurde. Dieses Netzwerk sollte ein internationales Forum sein, um NPs und APNs Gelegenheit zu bieten, sich über Entwicklungen in Sachen Ausbildung, Praxis, Forschung und Reglementierung auszutauschen. Das Netzwerk befasste sich mit folgenden Themen: Ausgestaltung der erweiterten Pflegerolle im jeweiligen Land, Merkmale und Charakteristiken der Rolle, Ausbildungsgänge, Berechtigungen, länderspezifische Reglementierungs- und Aufsichtsprozesse. Es gingen 109 Umfrageergebnisse aus 40 Ländern ein. Den Antworten war zu entnehmen, dass sich das Interesse an der ANP-Rolle verstärkt. Das Bild war aber auch von vielen Unsicherheiten, Unklarheiten und Lücken geprägt. Von 40 Ländern gaben 33 (83 %) an, dass es dort zwar eine Pflegerolle gibt, die mehr als die Grundausbildung zur examinierten oder lizenzierten Pflegekraft erfordert, der Grad der Weiterbildung für diese Rollen jedoch variiert. In 30 Ländern (69 %) existierten formale Studiengänge für erweiterte Pflegerollen, doch nur in 26 Ländern (65 %) führte die Ausbildung zu einer anerkannten Qualifikation, etwa einem Titel, einem Diplom oder Zertifikat. Während es in 31 Ländern (78 %) zwar ein Verfahren zur Akkreditierung oder Anerkennung der Studiengänge gab, unterschieden sich die Akkreditierungs- oder Anerkennungsorgane erheblich. Sie reichten von nationalen Pflegeverbänden oder Pflegeräten, Abteilungen oder Ämtern der Gesundheits- oder Kultusministerien bis zu Dachverbänden von Pflegeschulen, Universitäten, privaten Akkreditierungsorganen und lokalen Regierungsgremien. 13 Länder (33 %) wiesen eine Gesetzgebung oder einen anderen Reglementierungsmechanismus für Nurse Practitioners/Advanced Practice Nurses auf.